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Chris Bleicher über ihre Hauskatze "Carmen"
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"Carmen" ist eine spanische Straßenkatze und hat sich mich ausgesucht: Von einer
italienischen Bekannten wurde ich in ihre
Ferienvilla in Spanien eingeladen; die ebenerdigen Gästezimmer waren alle belegt: In der ersten Nacht sprang meine jetzige
Katze "Carmen" zu mir ins Bett und besuchte mich dann jeden Tag. Zur Essenszeit kam die kleine Mieze in die Küche, hüpfte auf den
Kühlschrank und die
vier Hunde kuschten vor ihr. Wie sie dies schaffte, ist mir heute noch ein Rätsel. Nach meiner Abreise ging mir die Katze nicht
mehr aus dem Sinn. Meine Bekannte nahm die Kleine nach den Ferien von Spanien nach Italien mit, wo sie sich jedoch nicht
mit den Hunden vertrug. Ein Freund brachte mir "Carmen" dann in einer Nacht- und Nebel-Fahrt nach München.![]() "Carmen" entwickelte sich schnell zur Luxusmieze: am liebsten frißt sie rohes Fleisch, vor allem Putenschnitzel und natürlich Leber, die sie nur einmal im Jahr bekommt. Normalerweise erhält sie jedoch normales Dosenfutter und Brekkies im Wechsel. Mein Ex-Nachbar Klaus und ich betreiben seit Jahren - ich nenne es "Cat-Sharing": Wenn ich verreise und auch sonst ab und zu hat "Carmen" bei ihm ein zweites Zuhause in einer großen Penthouse-Wohnung mit Terrasse und am Wochenende geht sie bei ihm mit auf die Berghütte. Ich freue mich jedesmal, wenn ich "Carmen" wieder zurückbekomme und er ist happy, wenn er die Kleine abholen kann und die Mieze fühlt sich an beiden Orten wie zu Hause. In meinem Künstleratelier ist "Carmen" die Prinzessin und wickelt vor allem männliche Besucher mit Leichtigkeit um ihre schwarze Samtpfote. Am liebsten schläft sie auf einem antiken Bänkchen im Edwardian-Stil, das schon einige Besucher käuflich erwerben wollten. Mit der Begründung: "Darauf schläft meine Katze!" lehnte ich dies jedoch immer ab. Ansonsten macht sie es sich in ihrer "Affenschaukel" (die Schlafmulde über dem Kratzbaum) bequem. Und noch etwas: Nachdem ich meinen eigenen Sarg im Rahmen der Performance "Van Goghs Nacht" bemalte, erhielt auch Carmen" von mir bereits jetzt zu Lebzeiten eine besondere Liebeserklärung: Ich gestaltete ihre künftige Tierurne in pink mit echter Straußenfederboa und kleiner Spielzeugeidechse auf dem Deckel. Die Urne steht auf einem Podest mit pinkfarbener Neoninstallation. "Carmen" blieb danach noch viele Jahre quicklebendig bei mir, bis sie am 23. Oktober 2004 um 13.30 Uhr mit siebzehn Jahren verstarb. |
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