Montag Nacht sind endlich beide Räume schön gestylt und die Sargbemalung gelang mir
bestens. Wie ein kleiner Dackel, der sein Herrchen begrüsst, freue ich mich und
geniesse die Optik der beiden Räume inkl. meiner Kunst! Die Freude währt superkurz:
Zuhause lese ich ein email der TV-Redaktion (telefonisch war ich nicht erreichbar,
mein handy lag zuhause) sehr bedauernd, dass der Drehtermin verschoben werden muss,
da es mit dem Drehort am zweiten Tag nicht klappte. Was heißt hier "leider"? Ich
bedauere das zwar auch sehr, denke jedoch positiv und sage "Gottseidank!" und dies,
obwohl ich am Dienstag deshalb SOFORT beginne, den alten Raum zu "zerlegen", d.h.
wieder einmal die Raumhälfte mit Rohrdeckel für die Arbeiter inkl. Wände frei räume,
da sie am Donnerstag und Freitag morgens um 7 Uhr dort mit Gerät arbeiten wollen.
(Freiräumen hätte ich sonst am Abend des ersten Drehtermins machen müssen, was wenig
prickelnd gewesen wäre - also hat sich doch wie ich letzte Woche glaubte, alles Bestens
geregelt!) Trotzdem komme ich mir mit meinem Kunst hin- und herschieben bzw. auf- und
abhängen langsam wie Sisyphus vor, der ständig seinen Stein den Berg hoch quält, kaum
dass dieser Brocken nach unten rollte.
Damit's nicht langweilig wird, schnell um 17 Uhr zur Krautgartenvergabe nach Trudering,
wo ich mir 30 m² für biologischen Selbstanbau mietete. Die Parzellen werden
verlost - ich ziehe die Glückszahl 13! Die Münchner Krautgärten sind mittlerweile
sehr gefragt. Der Acker wird vom Bauern vorbereitet, einige Pflanzen sind bereits
ausgesät, einige kann man vor Ort dazu kaufen oder selbst einsäen, rein biologisch
selbstverständlich! Ich fing vor drei Jahren damit an, da mich interessierte wie
welches Gemüse in den einzelnen Wachstumsphasen aussieht und wie Pflanzensamen
entstehen. Außerdem möchte ich heuer dieses Thema in eine Kunstaktion einbauen.
Wie die beiden Jahre zuvor kann ich Jungpflanzen so gut wie nicht bestimmen:
"Was ist was?" Keine Ahnung - ich buddle sie einfach ein und werde später
feststellen was sich daraus entwickelt hat, eine spannende Angelegenheit.
Am Mittwoch wird weiter sisyphusmässig umgeräumt und zur Abwechslung bedecke
ich die Kunstwerke, die noch im Raum in der anderen Hälfte verbleiben mit
Abdeckfolie. Als alles fertig ist, sieht der Raum aus als ob eine Riesenspinne
mit Netzbau darin gewütet hätte - oder handelt es sich um eine künstlerische
Rauminstallation? Bei manchen Künstlern weiss man das nicht so genau. Die Nacht
ist kurz, am Do trete ich morgens um 7 Uhr an; glücklicherweise ist mein lieber
Vermieter dabei wenn die Arbeiter kommen - Hurrah! Es muss kein Loch in die Wand
gebohrt werden wie ursprünglich geplant. Der Geräteaufbau dauert einen ganzen Tag.
Macht nix, ich habe mein Laptop dabei und schreibe für interessierte LeserInnen
meine peepart-Tagebuch-Fortsetzung.
Freitag bin ich schon um 6.45 Uhr vor Ort, die Arbeiter fangen früher an um bis 14 Uhr
fertig zu sein. Als alle Arbeiten erledigt sind, soll die Kamera das gelungene Ergebnis
zeigen, doch mit dem pc stimmt etwas nicht. Deshalb möchten die drei sehr patenten Männer
(sie haben einen knochenharten, stressigen Job!) lieber ein anderes mal kommen. Verständlich
aber trotzdem NEIN!!! Ich drohe sanft, dass ich ab nächster Woche verreist bin und heute
die einzige und letzte Möglichkeit für den Kameratest sei. Ausserdem kann ich nicht wochenlang
alles im Chaos versunken lassen und das tv-Team will ja auch noch kommen. Oh Wunder: Sie holen
einen Ersatzwagen mit funktionierenden PC-Kamera aus Moosach und um 19.15 Uhr ist der Zauber
zu Ende, dann bin ich an der Reihe mit Kunst abdecken und erster Spurenbeseitigung -
um 22 Uhr sperre ich glücklich und müde meine Wohnungstür auf.