Die schöne Zeit in Rom ist heute Geschichte: Um 8 h morgens fahre ich
los, das Navi ist immer noch ausser Funktion, trotzdem finde ich die
Auffahrt zur Autobahn auf Anhieb. Der Verkehr in Rom und wie man mit dem
Auto von Punkt A zu Punkt B kommt ist für Nervenschwache nix! Auf dem Weg
Richtung Verona herrscht bereits Sommerhitze, keine Ahnung, wo Bosco Chiesanuova
liegt, ich vertraue auf die Routenbeschreibung meiner lieben Freundin Carla Pace.
Sie lud mich mindestens 100 Mal ein, sie hier zu besuchen, wir trafen uns jedoch
immer in Rom, wo sie lebt. Die heissere Jahreszeit verbringt sie jedoch in ihrem
Haus auf 1.100 Meter Höhe.
Kennen lernten wir uns, als ich Anfang der 90er in der Temple Gallery bei meiner
lieben Prinzessin MariaFede Caproni Neon Bild Objekte präsentierte. Carla Pace
besuchte aufgrund eines Tipps der italienischen Kunstkritikerin Maria Elena Crea
die Ausstellung, um meine Kunst im Original zu begutachten. Offensichtlich bestanden
meine Werke ihre kritischen Blicke und ich wurde von ihr als damaliger "Chefin" des
Historischen Archivs für Künstler einer strengen Prüfung unterzogen (in italienisch
versteht sich). Nachdem
ich ihre Fragen offensichtlich richtig beantwortete, wurde ich in das Archivio
Storico degli Artisti della Galleria Nazionale d'Arte Moderna e Contemporanea
(Historisches Archiv für Künstler der Nationalgalerie für
moderne und zeitgenössische Kunst) in Rom aufgenommen.
Es handelt sich um das bedeutendste Archiv dieser Art in ganz
Italien. Und NICHT jeder italienische Künstler wird aufgenommen,
also ein grosser Qualitätsbeweis für mich als deutsche Neonkünstlerin,
dort bereits zu Lebzeiten für nach meinem Tod mit meiner Kunst archiviert
zu sein. Seitdem kann ich an das Historische Archiv (das schon damals aus
Platzgründen an Neuaufnahmen von Künstlern nicht interessiert war) Fotos
von mir persönlich wichtigen Kunstwerken hinsenden mit meiner eigenen
künstlerischen Interpretation selbiger. Vor Jahren sprach ich bei einem
Rom-Besuch im Archiv vor und prüfte meine Unterlagen:
Alles bestens!
Zurück zu meiner Fahrt nach Bosco Chiesanuova: Carla's Routenbeschreibung ist
unzutreffend und so fahre ich ca. 1,5 Std. in und um Verona herum, um den
richtigen Weg zu finden, doch alle freundlichen Italiener, die ich frage,
schütteln entsetzt den Kopf und meinen "che casino", was heisst, das sei
superschwierig, sie wüssten zwar, wo das liegt, der Weg sei jedoch viel
zu kompliziert zum Erklären. Für eine Sekunde denke ich an's Aufgeben -
doch an einer Tankstelle frage ich einen muskulösen Glatzkopf mit Tattoo,
Bierwampe, Springerstiefel und Militaryhose und finde die sog. "Stecknadel
im Heuhaufen":
Er entpuppt sich im Gespräch als eine Seele von Mensch und ist
auf dem Weg nach Bosco Chiesanuova und bietet an, mir vorauszufahren!! (Die
kurvenreiche Straße ist eine sog. Piste, wo früher Maserati Autorennen fuhren.)
Und nicht nur das: Er fährt mir voraus bis vor Carla Paces Haus, der die Augen
aus dem Kopf fallen bei seinem Anblick, als wir mit seinem und meinem Kfz bei
ihr ankommen, wo sie auf der Terrasse sitzend auf mich wartet. Als sie feststellt,
dass er mit einer Frau aus diesem Ort verheiratet ist, die sie persönlich kennt, ist
auch für Carla die Welt wieder in Ordnung.
Es ist eine klasse Stimmung, die Luft
duftet nach Wald und Blumen, es ist bereits dunkel und der Kuckuck ruft!
Schnell das Kfz geparkt, es gibt viel zu erzählen. Eigentlich wollte ich Carla zum
Abendessen in den Ort einladen, wir entscheiden uns jedoch, um Zeit zu sparen, für
ein informelles bei ihr zuhause.