Jeden Tag freue ich mich auf das gemeinsame Frühstück mit Cesarina und süssesten
Früchten, frisch von ihrem Khaki-Baum. Da meine liebe Freundin einiges zu erledigen hat,
fahre ich nachmittags mit dem Transporter nach Pontedera, wo ich ihn wieder auf dem
Cesarina-Geheimtipp-Parkplatz abstelle. Die Bahnfahrt nach Florenz vergeht wieder
schnell und mein Outfit - heute ein Mantel im Patchwork-Stil - erregt Aufsehen, aber
das bin ich schon gewöhnt.
Um 17 Uhr bin ich mit dem Journalisten Daniel Meyer von 055news, einer italienischen
Zeitung verabredet; er veröffentlichte bereits einen super positiven Artikel über meine
Neon Art und möchte mich persönlich kennenlernen. Danach treffe ich Cesarina, die
ich zum BIENNALE-Gala-Dinner einlud. Da dieses heute stattfindet, sind bereits
viele KünstlerInnen und deren Begleitpersonen anwesend. Es findet in einer grossen
Halle neben dem Ausstellungsgebäude statt. Bereits Tage zuvor erkundigte ich mich
bzgl. des Menüs - es hiess salopp, dass es auch Vegetarier berücksichtige; eine
Menüliste vorab gibt es nicht. Ich war deshalb sehr gespannt, was mich erwarten würde.
Schätzungsweise 600 Gäste strömen ein und suchen sich einen Platz. Es gibt keine
Tischkarten. Cesarina und ich finden uns am Tisch des New Yorker Künstlers
Engels ein. Auf einen Aperitif warten wir vergeblich; glücklicherweise stehen
Mineralwasserflaschen und Rotwein am Tisch mit trocken Brot. Wir warten und warten,
schliesslich frage ich einen Ober nach dem Aperitif - es heisst, dieser sei nicht
vorgesehen. Ein amuse gueule gab es auch nicht. Aber, oh Wunder: Wir erhalten
dann als einziger Tisch Sekt "spendiert", allerdings viel zu süssen.
Es ist
bereits 21 Uhr, wir sind hungrig - endlich kommt der 1. Gang für die
"Fleischesser": 1 Häufchen Risotto und 1 Häufchen Spaghetti. Ich sitze vor
trocken Brot. Auf meine Nachfrage nach vegetarischem Essen ist man bemüht,
mir "etwas" zu servieren; die anderen Tischgäste sind bereits mit dem 1. Gang
fertig. Endlich erhalte ich Pasta mit Tomatensosse aus der Dose: Alles KALT! Das
heisst: "Kommando zurück" und wieder warten, bis es in der Mikrowelle aufgewärmt ist.
Da ich hungrig bin, esse ich die Hälfte. Der Hauptgang ist für alle Beteiligten -
auch die Fleischesser - ebenso armselig, sowohl in der Quantität, als auch in der
Qualität.
Ich esse nur etwas vom Spinat. Die Krönung ist das Dessert: Es ähnelt
einer Biskuitroulade, ist aufgetaut - jedoch nicht komplett – und mit einer
dunkelbraunen Sosse übergossen, in der ein paar Johannisbeeren das Schwimmen
lernen. Am Tisch sind wir uns einig, dass das pro Person 100 €-BIENNALE-Menü
den Veranstalter max. 12 € gekostet haben dürfte. Sehr verwunderlich,
nachdem der Mexikanische Botschafter und andere noble Gäste anwesend sind.
Wir tragen es mit Humor und verleben trotzdem einen schönen und angeregten
Abend in unserer bunten Runde. Fahre mit Cesarina "nach Hause", den Transporter
lasse ich in Pontedera geparkt.